Wiese Pro Natura
25.09.2023

Sanierungsprojekt rettet den einzigartigen Meientalerhag

Das Meiental bezaubert nicht nur durch seine wilde Landschaft. Das Tal hat auch ein besonderes Kulturgut zu bieten: den Meientaler Holzhag. Rund 1,6 Kilometer davon wurden während sechs Jahren von Pro Natura Uri umfassend saniert. Der historische Weg zum Sustenpass erfährt dadurch eine grosse Aufwertung.

Holzzäune gibt es viele in den Bergtälern - aber die Art und die typische Bauweise der Meientaler Holzzäune findet man sonst nirgends im Schweizer Alpenraum. Die über zwei Meter langen Lärchenpfosten sind fest in den Boden gerammt. Die Pfosten haben drei bis vier rechteckige Löcher, in die die entrindeten Querlatten aus Fichtenholz gesteckt werden. Aber man muss ihn sehen, den Meientaler Holzhag, um zu erkennen, wie harmonisch er sich in die Landschaft einfügt.

 

Kulturgut und Naturschutz ergänzen sich

Wie historische Fotos aus dem Staatsarchiv Uri zeigen, sind die Holzzäune älter als die Sustenpassstrasse. Über Generationen hinweg leisteten sie gute Dienste. Sie markierten den Säumerweg, grenzten Parzellen ab und hielten das Weidevieh zusammen. Beinahe wären die Holzzäune im Meiental verschwunden. Doch Pro Natura Uri setzte sich in den letzten sechs Jahren für die Sanierung der Meientaler Holzzäune ein.

Unterstützt wurde das Projekt auch vom Kanton Uri, der Gemeinde Wassen, dem ASTRA und verschiedenen Stiftungen. Die Sanierung des Meientalerhags wurde von der Bevölkerung gut aufgenommen und ist somit lokal verankert. Am vergangenen Donnerstag wurde das Sanierungsprojekt abgeschlossen. Entlang des alten Sustenweges wurden in den letzten Jahren insgesamt rund 1,6 Kilometer Meientaler Holzzäune saniert. Dazu wurden rund 570 neue Pfosten gesetzt. Pia Tresch, Geschäftsführerin von Pro Natura Uri, freut sich über das gelungene Projekt: «Wir können die Erhaltung eines Kulturgutes mit dem Naturschutz verbinden. So entsteht eine grosse Bereicherung für die Landschaft. Rund 40 Personen haben an der Abschlussveranstaltung mit Mehrzweckgebäude Meien teilgenommen und nebenbei Köstlichkeiten vom Urner-Buffet genossen.

Die Holzzäune im Meiental prägen das Landschaftsbild auf charakteristische Weise. «Bis vor wenigen Jahrzehnten wurden die traditionellen Weidezäune aus Lärchenholz als typische Winterarbeit von Hand gefertigt», sagt Projektleiter Beat Zgraggen. Im Laufe der Zeit wurden die Zäune jedoch nicht mehr erneuert. Sie verfielen immer mehr. Der Aufwand für die Instandhaltung war zu gross. Innerhalb von nur zwei Jahrzehnten waren die Meientaler Holzzäune fast von der Bildfläche verschwunden.

 

Heimisches Holz, heimische Betriebe

Für die Umweltorganisation ist die Renaturierung zu einem Vorzeigeprojekt geworden: Pro Natura Uri erhält und pflegt ein charakteristisches Element der Kulturlandschaft Meiental. Das Holz stammt aus dem nahen Wald und fügt sich auch in der verarbeiteten Form harmonisch in die wildromantische Landschaft ein. Die Sanierung schafft Wertschöpfung im lokalen Handwerk und erfolgt in enger Abstimmung mit der Bevölkerung. Sie zeigt, dass Umweltschutz mehr ist als der Erlass neuer Vorschriften. «Es ist sehr schön, dass ein guter Kontakt zur Bevölkerung entstanden ist. Dieser Austausch ist sehr bereichernd», sagt Tresch. Pro Natura Uri hat zudem einen Fonds eingerichtet, der den Unterhalt der sanierten Zäune für die nächsten Jahre sicherstellen soll.

 

Bald leuchten die Lärchen

Wer die Holzzäune bestaunen möchte, kann dies in einer leichten Wanderung entlang des alten Säumerwegs im Meiental machen. Die Holzzäune beginnen bei der Kirche Meien und markieren den Alten Sustenweg in einzelnen Abschnitten. In zwei bis drei Wochen werden zudem die typischen Lärchen im Meiental goldgelb leuchten.  Das Urner Seitental ist ein Landschaftsschutzgebiet von regionaler Bedeutung. Bemerkenswert sind die intakten Flachmoore und die typische Alpenflora und -fauna. Es gibt verschiedene Biotope, Trockenwiesen und -weiden oder Auen von nationaler Bedeutung. Das Tal ist ein wahres Juwel. Die zahlreichen Trockenmauern und Meientaler Holzzäune tragen zu diesem harmonischen Mosaik aus Natur und Kulturlandschaft bei.

 

Weitere Infos: https://www.pronatura-ur.ch/de/hagsanierung-meiental

Bildlegende (von links): Sie freuen sich über den sanierten Meientalerhag: Martino Froelicher, Albert Koechlin Stiftung, Regierungsrat Daniel Furrer, Annalise Russi, Pro Natura Uri, Hanspeter Kistler, ASTRA, Max Herger, Gemeinderat Wassen und Andreas Lack, Fonds Landschaft Schweiz.

Hagsanierung Meiental Pro Natura Uri